Beitrag der Gewinner des Quoniam-Hochschulpreises: Qualität als Grundpfeiler des Portfolios

Krisensichere Investmentstrategien sind in unsicheren Zeiten wieder stark gefragt. Investoren streben nach attraktiven Renditen bei geringem Risiko.

Als Team von Absolventinnen und Absolventen der Frankfurt School of Finance & Management haben wir Fundamentaldaten von Aktien aus 30 Jahren empirisch untersucht, um krisensichere Anlagestrategien zu ermitteln. Das Ziel der Untersuchung lag in der Simulation einer regelgebundenen Strategie, welche in variierenden Marktphasen eine konsistente Outperformance liefern kann. 

Analyse von 500 Einzeltiteln mit über 300.000 Datenpunkten 

Als Grundlage für die Simulation der Anlagestrategie wurden Fundamental- sowie Renditedaten der Einzelaktien des S&P 100 erhoben und über dreißig Jahre, beginnend 1990 bis 2020, analysiert. Als Out-of-sample-Test wurde diese Strategie ebenfalls im Zeitraum von 2001 bis 2020 im deutschen Aktienmarkt durchgeführt. Über den angegebenen Zeitraum umfasst diese Analyse insgesamt somit 500 individuelle Titel mit ca. 300.000 Rendite- bzw. Fundamentaldaten. 

Fundamentaldaten standardisiert und vergleichbar gemacht 

Die Analyse folgt dem Schema der Arbeit von Fama/French bei der Zuordnung von Fundamental- zu Renditedaten. Dabei werden die 100 am stärksten marktkapitalisierten Titel des einzelnen Jahres und Marktes zum 30.06. des jeweiligen Jahres herausgesucht. Daraufhin werden die Fundamentaldaten des Jahresabschlusses des Vorjahres dieser Titel ermittelt und evaluiert. Dies geschieht durch ein Scoring-Modell, welches die Fundamentaldaten standardisiert und somit vergleichbar macht. Dabei werden ebenfalls mögliche Verzerrungen durch fehlende Daten berücksichtigt und entsprechend behandelt. Anhand dieser Evaluation werden die besten 20 Prozent der betrachteten Titel selektiert und über die Laufzeit von einem Jahr im Portfolio gehalten. Nach Ablauf des Jahres wird die Rendite des Portfolios ermittelt und die neue Portfolioallokation für das folgende Jahr bestimmt. 

Jährlich gleitende Volatilität im Vergleich zum S&P-100
Abb. 1: Quelle: Bloomberg (Stand: 01.08.2021)

Definition des Faktors „Qualität“ 

Im nächsten Schritt definieren wir den Faktor „Qualität“. Fundamental wurde „Qualität“ aus dem Du-Pont-Modell abgeleitet, das aus dem Rechnungswesen stammt. Es wurden dann die drei Unter-Portfolios Profitabilität, Wachstum und Sicherheit definiert. Dabei bildet sich Ersteres aus bekannten Faktoren, wie etwa dem Return on Equity, sowie fünf weiteren Fundamental-Faktoren. Sicherheit wird in der Literatur über das Beta des Capital-Asset-Pricing-Models bestimmt. Unser Modell fügt diesem die Gewinnvolatilität sowie das Ausmaß des finanziellen Hebels hinzu. Der Hebel wurde weiterhin um ein Kreditrating adjustiert. Somit erhält ein Titel mit geringem Beta, geringem Hebel sowie stabilen Gewinnen einen guten Sicherheits-Score. Wachstum wird als Wachstum der Profitabilitätskennzahlen definiert. In der ursprünglichen Definition werden diese ebenfalls am besten bewertet, wenn Sie möglichst hoch sind. Unsere Untersuchung zeigt jedoch, dass moderates Wachstum einen besseren Renditetreiber darstellt als möglichst starkes Wachstum. 

Outperformance durch fundamentale Aktienselektion 

Das Ziel der Untersuchung lag in der Simulation einer regelgebundenen Strategie, welche in variierenden Marktphasen eine konsistente Outperformance liefern kann. Abbildung 1 zeigt die Überrendite, abzüglich des risikofreien Zinses, der jeweiligen Portfolios gegenüber dem S&P-100. Das Qualitätsportfolio hat in den 30 Jahren, beginnend Juni 1990, insgesamt eine Rendite von 471,38 Prozent erbracht, was 237,14 Prozent über der Benchmark liegt. Anhand der Grafik wird ebenfalls deutlich, dass ein großer Teil der Überrendite in Krisenzeiten, wie etwa der Dotcom-Blase, erzielt wurde. Dies bestätigt den bekannten „Flight to Quality“. Ferner sind auch die Einflüsse der einzelnen Unterportfolios erkennbar. So treibt das Profitabilitätsportfolio klar die Renditen, während das Sicherheitsportfolio eher eine Schutzfunktion bildet. Anhand Abbildung 2 wird dieser Effekt erkennbar. Betrachtet man die Volatilität von Markt, Qualitäts- sowie Junk-Portfolio werden deutliche Differenzen ersichtlich. So werden neben Rendite- auch klare Risikounterschiede deutlich. Final validiert der Out-of-sample-Test im deutschen Markt die Strategie als universal anwendbar und zeigt damit den Quality Composite als empfehlenswerte Strategie auf. 

Kumulierte Rendite im Exzess über der monatlichen Treasury-Bill-Rate 
Abb. 2: Quelle: Bloomberg (Stand: 01.08.2021)
Fazit

Die Ergebnisse machen Folgendes deutlich: Wer dazu in der Lage ist, die Qualität einer Anlage korrekt zu bestimmen, kann mit attraktiven risikoadjustierten Renditen rechnen. 

Autor*innen: 

Valerie Armbruster, Nicolas Armbruster, Annabel Brink, Josefin Kraft und Oliver Tiedemann
Absolventen der Frankfurt School of Finance & Management 

Einmal jährlich verleihen wir den Quoniam-Hochschulpreis in Kooperation mit der Frankfurt School, um Forschung und Asset-Management-Praxis zu verknüpfen. Die Gewinnerteams erhalten anschließend die Möglichkeit, ihre Ergebnisse in einem Artikel auf unserer Website zu veröffentlichen.  

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