Defensives Aktienportfolio für Versicherer
Viele Versicherer befinden sich in einem Dilemma. Um die für die langfristigen Garantien notwendigen Renditen überhaupt noch zu erzielen, ist es angesichts des Niedrig- beziehungsweise Minuszinsumfeldes erforderlich, das Risiko zu erhöhen. Doch je riskanter ein VAG-Anleger das Geld seiner Kunden anlegt, desto mehr Eigenkapital muss er dafür vorhalten.
Dr. Markus Ebner
Portfoliomanager bei Quoniam
Dr. Markus Ebner, Portfoliomanager bei Quoniam, erklärt, wie Versicherer ihre Aktienquote erhöhen und gleichzeitig die Solvenzkapitalquote, kurz SCR, senken können.
Die Lösung ist ein risikoreduziertes Aktienmandat. Dies ermöglicht es Versicherern, ihr Aktieninvestment bei einem niedrigeren SCR-Niveau zu erhöhen. Mithilfe verschiedener Parameter kann das jeweilige Mandat den individuellen Risikoanforderungen sowie Bedürfnissen (zum Beispiel ESG-Kriterien oder Tracking-Error-Vorgaben) angepasst werden.
Die Herausforderungen der Versicherer bei der Kapitalanlage
Die europäische Solvency-II-Regulierung verlangt von Versicherern eine durchschnittliche Eigenkapitalunterlegung von 39 Prozent für Aktienanlagen des Typs I. Diese Kapitalanforderung jedoch führt zu steigendem Eigenkapitalbedarf und damit steigenden Kapitalkosten. Das können sich viele Versicherer nicht leisten.
Spielraum bei Portfoliogestaltung nutzen
Baut der Asset Manager für den VAG-Kunden risikomindernde Techniken in die Anlagepolitik mit ein, kann das Aktienportfolio unter Solvency II eine geringere Kapitalanforderung von 20 Prozent ermöglichen.
Die Quoniam-Lösung
Die auf die speziellen Bedürfnisse von Versicherungsunternehmen ausgelegte Absicherungsstrategie, mit der sie ihr Aktienengagement deutlich ausbauen können, heißt „Zero-Cost-Collar“. Bei dieser Optionsstrategie handelt es sich im Wesentlichen um eine Kombination aus dem regelmäßigen Kauf von Put-Optionen zur Absicherung der bestehenden Aktienposition und dem Verkauf von Call-Optionen zur Erzielung von Zusatzerträgen. Aufgrund der geringeren Kosten verwendet Quoniam für die Strategie Optionen auf Aktien-Indizes anstatt auf Einzeltitel.
So funktioniert die Zero-Cost-Collar-Strategie:
- Kauf Puts mit Strike zum vorgegebenen Absicherungs-Niveau
- Finanzierung durch Verkauf von Calls zu dem Strike, zu dem die Kosten der Puts ausgeglichen werden
- Dies ermöglicht eine kostenneutrale Partizipation an der Aktienmarktentwicklung
- Durch die Finanzierung mittels Short Calls ist jedoch die Partizipation an einer positiven Aktienmarktentwicklung begrenzt
Beispiel:
- Kauf Put bei 80 % des aktuellen Kurswertes (Reduktion des zu unterlegenden Eigenkapitalbedarfs von 39 % auf 20 %)
- Handel jeweils zur Jahresultimo
- Laufzeit der Kontrakte jeweils 12 Monate
Die Umsetzung der Optionsstruktur kann sowohl mit einer aktiven Quoniam-Aktienstrategie als auch mit einem indexnahen Aktien-Portfolio erfolgen.
Individuell wählbare Stellschrauben
Der Kunde kann die für ihn passende Absicherungsstrategie anhand verschiedener Stellschrauben wählen. Im Zentrum stehen folgende Schlüsselfragen:
- Aktive oder indexnahe Verwaltung des Aktieninvestments?
- Welche regionale Ausrichtung wird bevorzugt (Eurozone, Europa oder Global hedged in EUR)?
- Wo soll das Sicherungsniveau genau liegen? Gängig sind zum Beispiel bei 80 oder 90 Prozent des Portfoliowertes
- Wie lange sollen die Optionen laufen (z. B. monatlich oder jährlich)?
- Häufigkeit der Absicherung: Puts entweder auf monatlicher oder jährlicher Basis?
Ein Praxisbeispiel
Der Kunde entscheidet sich aufgrund der langfristig soliden Performance für die aktiv gemanagte Quoniam European-Core-Strategie.
Zum Einsatz kommen diese Sicherungsinstrumente (Puts):
- 40 % Euro Stoxx 50
- 40 % FTSE 100
- 20 % SMIs
Unsere Analyse zeigt, dass die attraktivste Kombination aus Sicherheitsniveau, Laufzeit und Frequenz jährliche Puts und monatliche Calls sind.
Frequenz: Jahr (Put) / Monat (Call)
Implementierung von ESG-Faktoren
Auf Kundenwunsch kann die Absicherungsstrategie außerdem so angepasst werden, dass sie den ESG-Anforderungen des Versicherers entspricht. Im konkreten Beispiel lag die Aufgabe darin, neben der Berücksichtigung der kundeneigenen ESG-Ausschlussliste den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und gleichzeitig gewisse Tracking-Error-Vorgaben einzuhalten.