Attraktive Rendite mit US Corporate Bonds
Für 2021 fragen sich Investoren angesichts rekordniedriger Zinsen und zusammengelaufener Spreads, wo sie im liquiden Teil des Fixed Income-Universums noch Rendite heben können. Wir zeigen, dass bei US Credits auch nach Währungsabsicherung attraktive Renditen eingekauft werden können. Angesichts der Steilheit der US-Kurve fällt die erwartete Rendite höher aus als die laufende Verzinsung.
Dr. Harald Henke
Head of Fixed Income Portfolio Management
Für die sichersten Wertpapiere wie Staatsanleihen und Pfandbriefe sind die Renditen im Schnitt negativ, während Euro-denominierte Unternehmensanleihen im Investment Grade (IG) weniger als 0,5 % Rendite abwerfen. Eine Ausnahme in dieser Situation stellen US-Dollar-denominierte Corporate Bonds dar, die rund 1,9 % Rendite aufweisen. Sichert man deren Fremdwährungsrisiko ab, bleiben 1,2 % laufende Verzinsung übrig.
Neben diesem Renditevorteil hat eine Investition in US-Dollar- Unternehmensanleihen diversifizierende Effekte. Der US-IG-Index ist noch stärker diversifiziert als sein europäisches Pendant. Für den ICE BofA US-Coporate-Index stehen mehr als 8.800 Anleihen von fast 1100 Konzernen gut 3.600 Bonds von über 600 Emittenten in Euro IG gegenüber. Zudem ist die Sektorverteilung weniger konzentriert als bei einem vergleichbaren Euro-Index. So machen Finanzwerte nur ca. 30 % des US-Index aus gegenüber 40 % in Euro. Anleger erhalten zudem Zugang zur amerikanischen Zinskurve, die nicht immer mit der europäischen gleichläuft.
Bei einer Anlage in US-Anleihen sollten Investoren ihre Währungsrisiken absichern, da die Währungsvolatilität die von Unternehmensanleihen deutlich übersteigt und somit einen dominierenden Einfluss auf die Renditen hat. Aus Effizienzgründen wird dieser Hedge meist für einen Monat abgeschlossen und dann monatlich verlängert. Diese Methodik wird auch von Benchmarkanbietern zur Berechnung währungsgesicherter Benchmark-Renditen verwendet. Allerdings sind die Hedgekosten starken Schwankungen unterworfen: Während im November 2020 0,85 % für die Absicherung zu zahlen waren, betrugen diese Mitte Dezember 1,65 %. Abbildung 1 zeigt diese Hedgekosten und ihre Komponenten für die letzten zwei Jahre.
Die blaue Linie stellt die annualisierten Kosten eines Hedge von US-Dollar in Euro dar, die sich zusammensetzen aus der Ein Monats-Zinsdifferenz zwischen europäischen und US-amerikanischen Zinsen (roter Balken) und der Cross-Currency-Basis (orangener Balken). Während die Zinsdifferenz als fundamental gerechtfertigte Hedgekosten angesehen werden kann, wird die Cross-Currency-Basis üblicherweise als Indikator für Überschussnachfrage nach US-Dollar-Absicherung am Markt interpretiert. Wie in Abbildung 1 ersichtlich steigt die Basis in Krisen wie im März 2020 oder zum Jahresende oft an und verteuert temporär den Hedge. Dieser Effekt ist aber nicht dauerhaft zu beobachten.
Zeitvariable Hedgekosten für EUR/USD
Rolldown als weiterer Renditefaktor
Die laufende Verzinsung der Anleihen abzüglich der Hedgekosten ist allerdings nicht die gesamte Rendite, die ein Investor auf Jahressicht erwarten kann. Hinzu kommt der Rolldown-Return. Das ist die zusätzliche Rendite, die sich durch die Verkürzung der Restlaufzeit der investierten Anleihen über die Zeit ergibt. Sofern Zins- und Spreadkurve eine gewisse Steilheit haben, bedeutet die Verkürzung der Restlaufzeit einer Anleihe einen Rückgang ihrer Rendite, was sich in einem Kursanstieg und damit in einem zusätzlichen Ertrag niederschlägt. Da die Zinskurve in den USA derzeit steiler ist als in Europa – Mitte Dezember 2020 betrug der Renditevorsprung zehnjähriger gegenüber zweijährigen Staatsanleihen in den USA 0,75 %, während der Unterschied in Europa nur 0,15 % ausmachte – fällt auch diese Ertragsquelle für US-Anleihen höher aus als für europäische. Addiert man diesen Rolldown-Ertrag zu der laufenden Verzinsung, ergibt sich die erwartete Gesamtrendite des Investments bei unveränderten Zinsen und Spreads. Abbildung 2 zeigt, dass für einen US-Dollar IG-Anleiheindex mit einer Duration von ca. 9 eine Gesamtrendite von rund 2 % zu erwarten ist.
Rendite- und Diversifikationsvorteil
US-Dollar-IG-Unternehmensanleihen lassen im aktuellen Umfeld negativer oder Nahe-Null-Renditen einen attraktiven Ertrag erwarten – auch bei Absicherung der Währungsrisiken. Neben dem Renditevorteil bieten sie diversifizierende Effekte. Daher sollten Investoren, die für 2021 liquide Fixed Income Investments analysieren, US-Anleihen auf dem Schirm haben.