Das Momentum-Puzzle lösen: Neue Forschungsergebnisse zu aktienspezifischen Signalen
Der Artikel „The Many Facets of Stock Momentum: Distinguishing Factor and Stock Components” der Quoniam-Research-Analysten Dr. Xavier Gérard, CFA und Dr. Laura Jehl wurde kürzlich online durch das Financial Analysts Journal veröffentlicht. Die Autoren durchleuchten die anhaltende Debatte, ob Aktienmomentum ausschließlich durch Faktor-Exposures bestimmt wird oder ob es auch eine aktienspezifische Komponente gibt. Die Studie liefert neue empirische Ergebnisse, die eine der am häufigsten diskutierten Anomalien im Finanzwesen vertiefen.
In Kürze
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Neuartiger Ansatz: Die Autoren stellen eine innovative Methode zur Trennung von faktorbasiertem und aktienspezifischem Momentum vor.
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Robuste Ergebnisse: Die Erkenntnisse sind über drei Jahrzehnte hinweg in den USA, Europa und Japan beständig.
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Akademische Relevanz: Die Studie verbindet die wissenschaftlich fundierte Investmentphilosophie von Quoniam mit modernster akademischer Spitzenforschung.
Glückwunsch zu Eurer neuen Veröffentlichung! Worum geht es in dem Artikel?
Xavier: Die Studie isoliert das unternehmensspezifische Momentum, indem sie die Renditen rund um Gewinnankündigungen untersucht und zeigt, dass aktienspezifische Signale deutlich von Faktor-Exposures zu unterscheiden sind. Dieser Ansatz löst das seit Langem bekannte „Bad-Model-Problem“ in Residual-Momentum-Studien, indem er sich auf Renditen konzentriert, die direkt mit unternehmensspezifischen Informationen verknüpft sind. Die Ergebnisse zeigen, dass dieses aktienspezifische Momentum beständig ist, zukünftige Renditen vorhersagt und keine Umkehrung im Zeitverlauf erfährt.
Zum Hintergrund: Aktienmomentum unterliegt sowohl faktor- als auch aktienspezifischen Komponenten. Das systematische Risiko von Faktormomentum überwiegt jedoch in der Regel den Einfluss des aktienspezifischen Momentums auf die Performance einer Aktie. Diese Studie stellt eine neue Methodik vor, mit der sich das aktienspezifische Momentum aus Gewinnmeldungen isolieren lässt und zeigt, dass es ein starker und robuster Prädiktor für zukünftige Renditen ist. Zudem weist dieser Indikator eine geringere Anfälligkeit für Trendumkehrungen auf.
Was hat Euch dazu motiviert, diesen Artikel zu schreiben?
Laura: Die Kontroverse über die Ursprünge des Momentums war der Anstoß für die Suche nach klareren Belegen. Jüngste Forschungsergebnisse deuteten darauf hin, dass sich Momentum-Effekte vollständig durch Faktor-Exposures erklären lassen könnten. Wir waren jedoch der Ansicht, dass dieses Bild unvollständig ist. Durch die Fokussierung auf unternehmensspezifische Informationen bringt unsere Studie mehr Differenzierung in die Debatte und zeigt, dass Momentum eher vielschichtig statt eindimensional ist.
Wie passt diese Forschung in Quoniams übergreifenden Forschungsansatz?
Xavier: Bei Quoniam verfolgen wir einen wissenschaftlichen Ansatz in der Finanzforschung. Unser Ziel ist es, fundierte, überprüfbare Hypothesen zu formulieren und Schlussfolgerungen auf Grundlage von Daten zu ziehen, wobei wir die praktische Anwendbarkeit im Blick behalten. Uns war bewusst, dass es eine Herausforderung sein würde, die spezifische Komponente des Aktienmomentums zu extrahieren, da das Signal von systematischen Risiken dominiert wird. Dennoch waren wir der Meinung, dass sich ein gewisses aktienspezifisches Momentum isolieren lässt, indem man sich auf Gewinnankündigungen konzentriert, die eine Fülle unternehmensspezifischer Informationen offenlegen.
Aufbauend auf dieser Idee konnten wir eine Messgröße entwickeln, die frei von Faktor-Momentum-Verzerrungen ist und zeigen, dass dieses aktienspezifische Momentum weltweit Renditen vorhersagt. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie methodisch anspruchsvolle Verfahren dabei helfen können, robuste und marktübergreifend relevante Investment-Signale zu identifizieren.
Welche praktischen Implikationen seht Ihr für institutionelle Investoren?
Laura: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Anleger auf unternehmensspezifische Nachrichten zu schwach reagieren, während sie auf faktorbasiertes Momentum überreagieren – wobei letzteres zu den gut dokumentierten Reversal- oder Crowding-Effekten neigt. Eingebettet in einen ausgewogenen Multi-Faktor-Ansatz schafft unser aktienspezifisches Momentum-Signal Chancen für systematische Strategien, um anhaltendes Alpha über verschiedene Märkte hinweg zu erzielen. Unser Signal funktioniert sogar in Japan, wo traditionelles Momentum bekanntlich scheitert. Für institutionelle Anleger unterstreichen die Ergebnisse den Nutzen einer Kombination aus akademischen Erkenntnissen und einer systematischen Portfoliokonstruktion, um langfristig resiliente Renditequellen zu erschließen.
Fazit
Die Studie bringt eine neue Perspektive in eine langjährige Debatte der Asset-Pricing-Forschung. Durch den Nachweis eines klaren aktienspezifischen Momentums stärkt sie die wissenschaftliche Grundlage des systematischen Investierens und spiegelt Quoniams Engagement für wissenschaftsbasierte Innovation im Asset Management wider.