Mit alternativen Daten Anlageentscheidungen treffen
Wie können sich Asset Manager in der heutigen Zeit einen Informationsvorteil verschaffen? Eine Möglichkeit ist die Nutzung unstrukturierter Daten. Sie liefern wertvolle Signale und können so einen wichtigen Investitionsvorteil bieten.
Rund 5,5 Milliarden Suchanfragen registriert Google weltweit. Pro Tag. Auf Twitter werden täglich mehr als 500 Millionen Tweets verschickt, das sind mehr als 6.000 Tweets pro Sekunde. Und 2021 lag die Zahl der Wikipedia-Artikel auf allen verfügbaren Sprachen bei rund 57 Millionen. Das sind nur drei Beispiele, die eindrucksvoll zeigen, wie unvorstellbar riesig die Datenmenge mittlerweile ist – und sie wächst ständig weiter.
Nach Berechnungen des Marktforschungsunternehmens International Data Group (IDC) war die weltweit generierte Datenmenge 2020 etwa 64 Zettabyte groß. Zur Einordnung: Ein Zettabyte sind eine Trilliarde Bytes oder 1.000.000.000.000.000 Megabytes. Nach Einschätzung des IDC werden die Datenbestände weiter stark wachsen, pro Jahr um fast 25 Prozent.
„Wir erwarten, dass immer mehr unstrukturierte Daten Einzug in das aktive Fondsmanagement halten.“
Dr. Markus Ebner
Head of Multi-Asset
Das Besondere dran: Die IDC-Experten prognostizieren, dass rund 80 Prozent aller weltweiten Daten bis 2025 unstrukturiert vorliegen werden. Bei diesen auch alternativ genannten Daten – bisweilen auch als Big Data bezeichnet – handelt es sich um unstrukturierte Text- oder nichtfinanzielle Daten, die überall in der digitalisierten Welt zu finden sind. Der große Vorteil: Systematisch aggregiert und analysiert, können sie wertvolle Einblicke in die Wachstumsperspektive einzelner Unternehmen, Sektoren, Länder oder Themen liefern.
„Wir erwarten, dass immer mehr unstrukturierte Daten Einzug in das aktive Fondsmanagement halten“, sagt Dr. Markus Ebner. Der Head of Multi-Asset und seine Kollegen bei Quoniam Asset Management gehören zu den ganz wenigen Experten hierzulande, die bereits seit Jahren unstrukturierte Daten sammeln, analysieren und für Anlageentscheidungen nutzen.
Auf der Suche nach stabileren und schnelleren Informationen
Zwar ist die Auswertung und Analyse von Daten in der Finanzbranche nicht neu, im Gegenteil. Doch bislang liegt der Großteil der Daten strukturiert vor. Zunehmend aber geht es darum, neue gegebenenfalls unstrukturierte Datenquellen zu erschließen, um bei der Analyse vielfältigere, stabilere – und auch schnellere – Informationen zu gewinnen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Daten für die jeweilige Fragestellung nutzbare Informationen enthalten und diese hinreichend valide sind.
Anders als klassische makroökonomische Daten und die bekannten Finanzmarktzahlen können unstrukturierte Daten beispielsweise Indizien dafür geben, welche Stimmung einer Nachricht zugrunde liegt. Wie ist etwa die Anzahl positiv belegter Wörter zur Anzahl eher negativ belegter Begriffe? Ist also die Nachricht eher positiv oder negativ zu bewerten? Aus den Artikeln können somit Stimmungsindikatoren abgeleitet werden, die diese Dynamik erfassen und so wichtige Signale für das Asset Management liefern.
Zu diesem Zweck durchforsten die Suchprogramme von speziellen Daten-Providern laufend weltweit Nachrichtenseiten oder auch soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook. Sie zählen vordefinierte Begriffe wie beispielsweise „Rezession“, „Inflation“ oder „Verbraucherpreise“ und liefern so ein Echtzeit-Stimmungsbild der Verbraucher und Investoren. Herauskommen auf diese Art und Weise viele nützliche Informationen, die man nicht in der Bilanz oder vergangenen Aktienkursen findet.
„Die Verarbeitung einer immer größer werdenden Menge an verfügbaren Informationen kann meines Erachtens aber nur mit quantitativen Methoden sinnvoll erfolgen. Und es braucht eine gewisse Größe des Asset Managers, um die ganze Analyse überhaupt tätigen zu können“, sagt Ebner und sieht sein Haus hier im Vorteil. Schließlich nutzt Quoniam traditionell eine große Anzahl an Daten aus unterschiedlichen Quellen. Ohnehin ist der Asset Manager schon immer datengetrieben, das heißt, die Experten analysieren fortlaufend und systematisch sämtliche relevanten Unternehmensdaten und übertragen sie dann in Investmentmodelle.
„Unsere Strategie Multi-Asset Global Data Sentiment basiert auf modernen, datenbasierten Research-Technologien wie Big Data und News Flows.“
Dr. Markus Ebner
Head of Multi-Asset
Stimmung der Anleger treibt Kurse
„Unsere internen Studien zeigen, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen Medienberichten und den Finanzmärkten gibt. Die Nachrichtenstimmung in Handelsstrategien einzubinden, kann Portfolioerträge steigern“, ist Ebner überzeugt. Das bedeutet: Nicht nur Fakten, sondern auch die Einordnung der Fakten durch die Investoren bestimmen die Finanzmarktentwicklung.
Auf der Basis dieser Erkenntnisse haben Ebner und sein Team eine Multi-Asset Strategie entwickelt, die sich rein auf die Auswertung von unstrukturierten Daten für Rendite-Signale stützt. „Unsere Strategie Multi-Asset Global Data Sentiment basiert auf modernen, datenbasierten Research-Technologien wie Big Data und News Flows“, erläutert der Portfoliomanager. Für das Anlagekonzept extrahieren die Quoniam-Experten aus einer Vielzahl von weltweiten Nachrichten das Sentiment an den Kapitalmärkten. Die Auswertung erfolgt auf der Grundlage statistischer Verfahren, mit deren Hilfe Renditechancen identifiziert werden können.
Diversifikator fürs Portfolio
Anfang 2022 ging die Strategie mit einem 50-Millionen-Euro-Mandat „live“. Bewährt hat sich der Ansatz aber bereits in den vergangenen Jahren als Teil einer anderen Quant-Strategie. Und die Praxis hat gezeigt, dass die Strategie eine sehr geringe Korrelation zu anderen Anlagekonzepten aufweist. „Der Ansatz bedeutet somit einen interessanten Diversifikator fürs Portfolio“, sagt der Head of Multi-Asset.
Auch deshalb ist er sich sicher: Big Data – die Auswertung gigantischer Datenmengen – kann langfristig zu dem entscheidenden Erfolgsfaktor im Asset-Management werden. Wer in der Lage ist, anhand der Flut von Informationen belastbare Modelle für systematische Anlageentscheidungen zu generieren, hat langfristig die Nase vorn und bietet den Investoren den entscheidenden Mehrwert.