High-Yield-Bonds – ein Puffer für steigende Renditen
Aufgrund der historisch niedrigen Spread-Niveaus von High-Yield-Unternehmensanleihen haben viele Investoren eine vorsichtige Haltung gegenüber dieser Assetklasse eingenommen. Das hohe Renditeniveau der Assetklasse bietet allerdings einen Puffer gegen Renditeanstiege, der Investoren interessante strategische Möglichkeiten eröffnet, wie Dr. Harald Henke erläutert.
Dr. Harald Henke
Head of Fixed Income Strategy
Aktuelles High-Yield-Umfeld
In den letzten Wochen war der High-Yield-Markt im Fokus vieler Investoren. Nach einer bemerkenswerten Rallye, zuletzt angefeuert durch den Wahlsieg Donald Trumps und der Erwartung einer wirtschaftsfreundlichen Politik, haben High Yield Spreads ein historisch niedriges Niveau erreicht.
Abbildung 1: Global High Yield Spreads und -Renditen für Euro-Investoren
Die Abbildung zeigt tägliche Spreads und Renditen des globalen High-Yield-Index. Wie man erkennen kann, befinden sich Spreads historisch gesehen auf niedrigem Niveau. Nur die Phase vor der Finanzkrise wies noch geringere Spreads auf. Auf Tagesbasis gerechnet waren die Spreads seit Anfang 2001 nur in 7,8 % der Fälle niedriger als heute. Dies hat viele Anleger abgeschreckt, in die Assetklasse High-Yield-Bonds zu investieren.
Die Grafik zeigt zudem das Rendite-Niveau von High-Yield-Bonds mit Währungshedge. Die Rendite setzt sich aus dem Credit-Spread und dem Zinsertrag des Index zusammen. Da Letzterer inzwischen wieder deutlich über dem Niveau der Negativzinsphase liegt, sind High-Yield-Renditen im historischen Vergleich nicht niedrig. An 30 % der Tage seit Anfang 2001 hatten wir niedrigere Renditen als heute.
Historische Performance von High-Yield-Bonds
Es stellt sich also die Frage, welche Performance von High-Yield-Bonds in Zukunft zu erwarten ist. High Yield bietet eine höhere Rendite als Investment-Grade-(IG)-Bonds, weist gleichzeitig aber auch eine höhere Volatilität auf. Dies verdeutlicht auch das Bild der historischen Jahresrenditen beider Assetklassen.
Abbildung 2: Historische Jahresperformance High Yield und Investment Grade
Abbildung 2 zeigt, dass High-Yield-Bonds in sieben der letzten neun Jahre besser performt haben als IG-Anleihen. Dabei performte die Assetklasse sowohl im schwachen Zinsjahr 2022 als auch in den Rebound-Jahren 2023 und 2024 besser. IG-Anleihen waren in Jahren starker Zinsrückgänge aufgrund der höheren Duration des IG-Index stärker. Zum anderen performten High-Yield-Bonds schwächer in Phasen sehr starker Spread-Ausweitungen, wie in den Krisen 2001/02 und 2007/08.
Dies ist ebenfalls zu erwarten, da die Spread-Komponente einen höheren Beitrag zur Gesamtvolatilität bei High-Yield-Bonds leistet als bei IG. Während sich im IG-Bereich die Volatilität zu ca. zwei Dritteln auf Zinsen und ein Drittel auf Spreads verteilt, dominiert die Spread-Komponente im High-Yield-Bereich, wie Abbildung 3 illustriert.
Abbildung 3: Return-Komponenten von High-Yield-Bonds
Szenarioanalyse für High-Yield-Bonds
In welchen Szenarien würden High-Yield-Bonds Investoren also angesichts des niedrigen Spread-Niveaus im Jahr 2025 eine negative Performance bringen? Und welche Auswirkungen hätten potenzielle Zinsrückgänge auf die vereinnahmten Renditen? Abbildung 4 zeigt eine Szenarioanalyse für den ICE BofA Global High Yield Index (EUR hedged). Dabei werden verschiedene Spread- und Zinsveränderungen angenommen und die Renditen berechnet. In der ersten Tabelle wird angenommen, dass sich die Renditeveränderung linear über die Zeit vollzieht, sodass die Carry sich über die Zeit ändert. Im zweiten Fall erfolgt die Renditeveränderung mit dem Jahresende, was bei Renditeanstiegen ein Worst-Case-Szenario darstellt, da Investoren nur die negative Performance aus der Renditeänderung, nicht aber die höheren Renditen im Jahr 2025 verdienen würden.
Abbildung 4: Szenarioanalyse für High-Yield-Bonds
Panel A: Gleichmäßiger Renditeanstieg über das Jahr 2025
Panel B: Sprunghafter Renditeanstieg am Jahresende 2025
In der Szenarioanalyse werden Zinsänderungsszenarien in einer Bandbreite von +1 % bis -1 % analysiert. Aufgrund des niedrigen Spread-Niveaus ist die Spread-Änderungsbandbreite asymmetrisch definiert und liegt zwischen einer Einengung um 50 Basispunkte und einer Ausweitung um 150 Basispunkte.
Wie aus den Tabellen ersichtlich, verdient ein High-Yield-Investor 5,7 %, wenn sich Spreads und Zinsen im nächsten Jahr nicht ändern. Im Fall eines zweiprozentigen Renditeanstiegs (z.B. durch eine Spread-Ausweitung um 1,5 Prozentpunkte und einen Zinsanstieg um 50 Basispunkte), blieben einem Investor immer noch 0,5 % Rendite übrig, falls sich der Renditeanstieg gleichmäßig über die Zeit vollzieht. Im Falle eines sprunghaften Anstiegs zum Jahresende wäre die Rendite des Investments für 2025 moderate -0,5 %.
Wie man erkennen kann, bieten die aktuellen Renditeniveaus einen erheblichen Puffer gegen Renditeausweitungen, die nur im Fall starker Anstiege den Ertrag des Investments 2025 in den negativen Bereich bringen würden.
Zusammenfassung
Während High-Yield-Spreads historisch niedrig sind, ist das Renditeniveau dieser Assetklasse nach wie vor auskömmlich. Die hohe Rendite hilft Investoren, potenzielle Anstiege der Renditen, sei es durch ein Wiederaufflammen der Inflation, oder sei es durch einen Spread-Anstieg, aufzufangen. Negative Gesamtrenditen sind daher nur bei spürbaren Renditeanstiegen über 2 Prozentpunkte zu erwarten. Dieser Puffer erklärt, warum High-Yield-Bonds in den letzten Jahren stärker abgeschnitten haben als IG-Anleihen. Investoren, die noch stärker gegen Renditeanstiege geschützt sein wollen, können mit einer Short-Duration-High-Yield-Strategie eine weitere Absicherung nach unten einziehen.