Expertengespräch über Fixed Income Impact Investing – Lassen sich Alpha und Nachhaltigkeit vereinbaren?

Desislava Vladimirova gibt im Interview Einblicke in den Zielkonflikt zwischen Impact Investing und Outperformance von Credit-Factor-Strategien und zu den Möglichkeiten, beides miteinander zu kombinieren.

Du hast kürzlich dein Paper „Bonds with Benefits: Impact Investing in Corporate Debt“ veröffentlicht. Bitte erläutere kurz, worum es in dem Paper geht.

In letzter Zeit ist das Interesse professioneller Anleger an nachhaltigem Investieren stark gestiegen, insbesondere an Investments in Unternehmen mit messbaren sozialen und ökologischen Auswirkungen. Dies zeigt sich am exponentiellen Wachstum der Artikel-9-Fonds, die auf den Kapitalmärkten für Impact Investing stehen. Die Idee hinter dieser Art von Investments ist es, Unternehmen bei der Verbesserung ihres sozialen und ökologischen Profils zu unterstützen.

Im Allgemeinen besteht das Hauptziel aktiver Fonds in der Erzielung von Investitionserträgen. Wir wollten den Zielkonflikt zwischen ökologischem Handeln und Rendite verstehen. Ist es möglich, Impact Investing mit einer aktiven Rendite zu kombinieren? In dieser Studie analysieren meine Kollegin Jieyan und ich den Einfluss von Impact Investing auf die Performance von Credit-Factor-Strategien, die durch ein Exposure in systematischen Faktoren eine Outperformance anstreben. Wir messen den Grad der Auswirkung anhand von Kohlenstoffintensitäten, SDG-Scores (Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen) und grünen Anleihen, da diese üblicherweise in Artikel 9-Fonds für Fixed-Income-Wertpapiere verwendet werden. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Kombination aus Outperformance und Ausrichtung auf Nachhaltigkeit möglich ist, während Portfolios, die gemäß den Artikel-9-Richtlinien investieren, immer noch systematischen Risikoprämien ausgesetzt sein können. Natürlich hängt alles von den Präferenzen der Anleger und der primären Wahl eines Wirkungsmaßes ab.

Was waren die überraschendsten Erkenntnisse der Studie? Was sind die wichtigsten Schlussfolgerungen?

Um ehrlich zu sein, war ich von den Ergebnissen des ersten Hypothesentests überrascht. Erstens stellen wir fest, dass alle drei Wirkungsindikatoren (Kohlenstoffintensität, SDG-Scores, grüne Anleihen) in den Credit Spreads von Unternehmensanleihen eingepreist sind. So würden grüne Anleihen auf einem Sekundärmarkt teurer gehandelt als vergleichbare nicht grüne Anleihen. Andererseits stellen wir fest, dass die Wirkungsindikatoren keine Vorhersage künftiger Anleiherenditen ermöglichen.

Eine weitere interessante Erkenntnis ist, dass reine Impact-Investoren ihre Anlagerenditen verbessern können, wenn sie systematische Risikoprämien einkalkulieren und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele erfüllen.

„Wir zeigen, dass auch Anleger, die in erster Linie nach Alpha streben, sich an Nachhaltigkeitskriterien orientieren können, indem sie z. B. in Unternehmen investieren, die die Umwelt weniger belasten als der Durchschnitt, ohne negative Performance-Effekte.“

Desislava Vladimirova
Research Forecasts

Was bedeuten die Ergebnisse der Studie deiner Meinung nach für institutionelle Investoren und ihren Ansatz zu Nachhaltigkeit?

Ich denke, die Studie kann von institutionellen Investoren als Leitfaden betrachtet werden, der dabei hilft, die eigene Positionierung bezüglich der in unserem Paper aufgezeigten Grenze zwischen Impact und systematischem Faktor-Exposure zu finden. Die Frage ist: Möchte ich als Anleger eine maximale Outperformance anstreben oder mich ganz auf den Impact konzentrieren? Ich denke, die wichtigste Erkenntnis ist, dass es bestimmte Portfolios gibt, in denen beide Anlegertypen beide Ziele zu Grenzkosten erreichen können.

Wir zeigen, dass auch Anleger, die in erster Linie nach Alpha streben, sich an Nachhaltigkeitskriterien orientieren können, indem sie z. B. in Unternehmen investieren, die die Umwelt weniger belasten als der Durchschnitt, ohne negative Performance-Effekte.

Unser Paper hat auch Aussagekraft für jene institutionelle Investoren, die bereit sind, in Impact zu investieren und gleichzeitig eine angemessene Rentabilität beibehalten wollen. Wir zeigen, dass es einen idealen Punkt zwischen Factor und Impact Investing gibt, bei dem ihre Nutzenfunktion erfüllt ist. Ich hoffe, dass unsere Ergebnisse mehr Anleger ermutigen werden, in Finanzprodukte mit messbaren sozialen oder ökologischen Auswirkungen zu investieren.

Was motiviert dich persönlich, das Thema Fixed Income Impact Investing in deiner Forschung voranzutreiben? Was fasziniert dich am meisten daran?

Als Researcher in einer Quant-Boutique denke ich eher über systematische Faktoren und Möglichkeiten zur Verbesserung der Portfolio-Performance nach. Ich halte jedoch den Ansatz, dass Anleger Unternehmen finanzieren, die nachhaltiger werden wollen, für sehr wichtig. Wir alle wissen, wie weit wir noch gehen müssen, um das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. Deshalb war ich persönlich daran interessiert, mehr zum Zielkonflikt zwischen Outperformance und Impact Investing zu erfahren.

Als Doktorandin hatte ich den Eindruck, dass das Thema relativ wenig erforscht ist. Der Großteil der akademischen Literatur betrachtet Impact Investing nur als private Investments. Jedoch gibt es Anleger, die nur Zugang zu liquiden Assets haben. Unsere Studie ist auch die erste, die den Zielkonflikt zwischen Rendite und Impact von Unternehmensanleihen aufzeigt.

Eine letzte Frage: Wie ist der aktuelle Stand deiner Dissertation, und könntest du uns einen kurzen Ausblick darauf geben, was als nächstes auf deiner Agenda steht?

Meine Dissertation ist noch in Arbeit, aber das erste Projekt ist bereits abgeschlossen. Das zweite Projekt befasst sich mit der Vereinbarkeit von Impact Investing und Alpha-Strategien. Die letzte Studie befasst sich mit quantitativen Strategien im Bereich Emerging Markets Credit.

Lesen Sie hier das vollständige Paper

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